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Schaffung von insgesamt 1.162 m² Wohnraum für 80 Flüchtlinge und 16 einheimische Personen in Berane und Kolasin

:: PROJEKT

Mon –37 Schaffung von insgesamt 1.162 m² Wohnraum für 80 Flüchtlinge und 16 einheimische Personen in Berane und Kolasin

:: FINANZIERT VON

Deutsches Auswärtiges Amt/Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen

:: PROJEKTLAUFZEIT / BUDGET

April 2005 bis Januar 2006

:: BESCHREIBUNG


Hintergrund

Der ungedeckte Bedarf an angemessenem Wohnraum wurde von der Regionalen Rückkehrerinitiative des Stabilitätspaktes für Südosteuropa (RRI) als eines der grössten Hindernisse identifiziert für die Umsetzung dauerhafter Lösungen für Vertriebene und Flüchtlinge in Südosteuropa. Die Lösung dieses Problems ist jedoch eine der massgeblichen Bedingungen für Stabilität in der Region.
Die neu ausgearbeitete nationale Flüchtlingsstrategie (National Strategy for Resolving the Issues of Refugees and Internally Displaced Persons in Montenegro) sieht die Lösung des Flüchtlingsproblems binnen 3 Jahren vor. Zur Erreichung dieses Ziels sollen a) die Rückkehr in die Heimatländer, b) die Auswanderung in Drittstaaten und c) die lokale Integration gleichermassen verfolgt werden.

Auf Initiative der EU, des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen sowie der OSZE fand am 31. Januar 2005 in Sarajevo eine regionale Ministerkonferenz statt, in der Serbien und Montenegro, Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien ein tri-laterales Abkommen unterzeichneten, in dem sie sich verpflichteten, alle erforderlichen Massnahmen zu verabschieden, um die Rückkehr der Flüchtlinge oder die lokale Integration auf nicht-diskriminierender Basis und auf Grundlage der Entscheidung der Flüchtlinge zu ermöglichen.

Das Recht auf Rückkehr soll nach den Verlautbarungen auf o.a. Konferenz in keiner Weise beeinträchtigt werden. Dennoch erscheint nach einem Jahrzehnt des Aufenthalts in Montenegro die dritte Möglichkeit als die am wahrscheinlichste Lösungsmöglichkeit für die Grosszahl der Betroffenen. Hierzu wird das Aufnahmeland denjenigen Flüchtlingen, die sich für eine lokale Integration entscheiden, die Integration im Einklang mit der jeweiligen nationalen Gesetzgebung ermöglichen. Die internationale Gemeinschaft, darunter das Flüchtlingshilfswerk, die EU sowie die OSZE wurden aufgerufen, die jeweiligen Regierungen beim Rückkehrprozess und bei der lokalen Integration finanziell wie auch in anderer Form zu unterstützen. Die Flüchtlinge werden nach ihrer Rückkehr beziehungsweise beim Verbleib im Aufnahmeland die gleichen Rechte geniessen wie alle anderen Bürger. Dazu zählen u.a. das Recht auf Bildung, soziale Fürsorge, Kranken- und Rentenversicherung.

Die Vereinbarungen der Konferenz von Sarajevo beziehen sich auf die Personen mit Flüchtlingsstatus. Der montenegrinische Flüchtlingskommissar, Zeljko Sofranac, wies allerdings bereits darauf hin, dass der Aufenthalt der 18.000 Vertriebenen für Montenegro die gleichen Folgen hat wie der der noch verbliebenen 8.400 Flüchtlinge. Herr Sofranac regte an, dass noch in diesem Jahr die Regierungen von Montenegro und Serbien sowie UNMIK ein gleichartiges Abkommen bezüglich der Vertriebenen verabschieden.

Die nationale Flüchtlingsstrategie führt als eine Priorität die Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge an, die sich für die lokale Integration entschieden haben. Die Strategie zielt darauf ab, permanente Lösungen des Wohnraumproblems zu finden für die sozial Schwächsten und für diejenigen Personen, die in Kollektivunterkünften untergebracht sind, deren Schliessung bevorsteht. In solche Wohnraumprogramme sollen sowohl einheimische Sozialfälle wie auch Vertriebene aus dem Kosovo einbezogen werden. Angesichts der beschränkten nationalen Resourcen ist die Umsetzung der nationalen Strategie für die lokale Integration auf externe Unterstützung angewiesen.

Laut nationaler Flüchtlingsstrategie wird Wohnraum für insgesamt 6.700 Haushalte benötigt: 2.100 davon sind Flüchtlingshaushalte, 3.300 Haushalte von Vertriebenen aus dem Kosovo und 1.300 einheimische Sozialfälle.

Mit der Bereitstellung von alternativem Wohnraum verfolgt die nationale Flüchtlingsstrategie das Ziel, bestehende Kollektivunterkünfte nach und nach zu schliessen.

Berane

Die Gemeinde Berane im Norden des Landes war vor dem Krieg ein bedeutendes Industriezentrum mit einer florierenden Cellulose- und Papierproduktion. Inzwischen wird die Gemeinde zumeist als „verlorener Ort“ bezeichnet. Die Einwohnerzahl beträgt 35.000 Personen. Ausser 239 Flüchtlingen aus BiH und Kroatien leben in der Stadt noch 2.434 aus dem Kosovo vertriebene Personen. Dies entspricht einem Anteil der Vertriebenen und Flüchtlinge an der Gesamtbevölkerung von 7.6%!

Unter den Vertriebenen und Flüchtlingen leben insbesondere die Bewohner von den zwei Kollektivunterkünften „Adra Container“ und „Monastery Cottages“ unter extrem schlechten Bedingungen. Es handelt sich zumeist um ältere, überwiegend alleinstehende Menschen (aus dem Kosovo). Die Behausungen sind von extrem schlechter Qualität: bei den „Adra Containern“ handelt es sich um einfache Transportcontainer ohne Isolierung, die zu Notbehausungen umgerüstet wurden. Die Menschen leben in einfachen Räumen, es gibt gemeinschaftliche Waschmöglichkeiten aber keine Kochgelegenheiten.

Die Monastery Cottages sind einfache Fertigbauhütten von extrem schlechter Qualität, die vor Jahren als kurzfristige Unterkünfte konzipiert wurden. Mittlerweile sind sie nur mehr als baufällige Hütten zu bezeichnen.

Durch einen Neubau mit insgesamt 21 Wohneinheiten sollen die beiden angeführten Notunterkünfte geschlossen und abgerissen werden.

Kolasin

In der Gemeinde Kolasin, im Tal der Tara im Norden Montenegros gelegen, leben ca. 10.000 Menschen, davon 6.000 im Stadtgebiet. Die Stadt beherbergt 151 Vertriebene aus dem Kosovo sowie 133 Flüchtlinge. Diese leben u.a. in einer minderwertigen Kollektivunterkunft „Dom Ucenika.“ Die Stadt ist seit geraumer Zeit bemüht, die Wohnungsprobleme dieser Menschen zu lösen.

Bei den Bewohnern der Kollektivunterkunft „Dom Ucenika“ handelt es sich überwiegend um ältere und alleinstehende Menschen. Diese sind die sozial bedürftigste Gruppe für die dringendst alternativer Wohnraum geschaffen werden muss, da entsprechend der vom Flüchtlingshilfswerk und nationalem Flüchtlingskommissar verfolgten Strategie vorgesehen ist, die noch bestehenden Flüchtlings- und Vertriebenenunterkünfte zu schliessen.

Nach Abschluss der hier beantragten Massnahme kann diese letzte in Kolasin noch bestehende Notunterkunft geschlossen werden.

Informationen zur Zielgruppe des Projektes

Berane
23 Personen, die bislang als Vertriebene in der Sammelunterkunft „Adra Container“ gelebt haben, 20 Personen, die bislang als Vertriebene in der Sammelunterkunft „Monastery Cottages“ gelebt haben, 2 Personen die in einem Container unweit der Adra Container gelebt haben sowie zwei sozial schwache einheimische Familien aus Berane mit bis zu 8 Personen. Bei den ersten beiden genannten Personengruppen handelt es sich ausschliesslich um Vertriebene.

Bei den Flüchtlingen handelt es sich um 18 Einzelpersonen, 7 Ehepaaren, zwei Familien mit 4 Familienmitgliedern sowie 1 Familie mit 5 Familienmitgliedern.

Kolasin
35 Personen, die bislang nachweislich als Vertriebene in der Sammelunterkunft „Dom Ucenika“ gelebt haben sowie zwei einheimische Familien aus Kolasin mit bis zu 8 Personen.

Bei den Bewohnern der Sammelunterkünfte handelt es sich hauptsächlich um ältere Menschen ohne weitere Familienangehörige. Darunter sind etliche mit chronischen Krankheiten.

Es handelt sich dabei um 16 Einzelpersonen, 5 Ehepaare, sowei 3 Familien mit jeweils drei Familienmitgliedern.

Projektbeschreibung

Baumassnahmen
Berane
Bau eines Gebäudes mit 633 m² Wohnraum für 45 aus dem Kosovo vertriebene Personen und bis zu 8 einheimischen Pesonen. In Abhängigkeit von der Familiengrösse werden verschieden grosse Wohnungen errichtet. Jedes Apartment verfügt über einen Wohnraum und ein kleines Badezimmer. Von den überwiegend älteren Einzelpersonen teilen sich jeweils 2 eine Wohnung von jeweils 23m². Bei der Belegung wird durch Absprache mit den Begünstigten darauf geachtet, dass das Zusammenleben der nicht miteinander verwandten Personen in einer Wohneinheit sozial kompatibel erfolgen kann (die Betroffenen leben auch jetzt in räumlicher Enge in dem Kollektivzentrum und kennen sich daher seit etlichen Jahren).
Das Gebäude verfügt über verschieden grosse Wohneinheiten, die in Abhängigkeit von der Familiengrösse vergeben werden.

Die Gemeindeverwaltung von Berane hat ihre volle Unterstützung für die geplante Massnahme zugesagt. In Absprache mit der Gemeinde Berane stellt die lokale humanitäre Organisation „Kolo Srpskih Sestara“ ein von der Gemeinde Berane im vergangenen Jahr vollkommen erschlossenes Baugrundstück zur Verfügung. Wasser, Abwasser und Stromanschlüsse sind vorhanden und das Grundstück ist von zwei Seiten an das öffentliche Strassennetz angebunden! Das Baugelände befindet sich in unmittelbaren Nähe einer bestehenden Siedlung; es handelt sich dabei um ein Grundstück, das diese Organisation von der serbischen orthodoxen Kirche erhalten hatte. Auf einem Teil dieses Grundstücks sind auch die o.a. „Monastery Cottages“ aufgestellt, deren bedürftige Bewohner von dieser Organisation betreut werden. Kolo Srpskih Sestara verpflichtet sich, für den Unterhalt der Gebäude aufzukommen und die im Rahmen dieser Massnahme erstellten Gebäude langfristig bedürftigen älteren Menschen in der Form „betreutes Wohnen“ zurVerfügung zu stellen. Dies ist um so mehr bedeutend, als es in ganz Montenegro nur eine einzige Institution gibt, die älteren und auf Betreuung angewiesenen Menschen Unterkunft bietet – und die ist an der Küste gelegen!

Kolasin
Bau eines Gebäudes mit ca. 529 m² Wohnraum für 35 aus dem Kosovo vertriebene Personen sowie bis zu 8 einheimischen Personen. In Abhängigkeit von der Familiengrösse werden verschieden grosse Wohnungen errichtet. Jedes Apartment verfügt über einen Wohnraum und ein kleines Badezimmer.

Die Gemeindeverwaltung von Kolasin hat zugesagt, ein Grundstück zur Verfügung zu stellen und die Kosten für den Anschluss an die öffentliche Infrastruktur (Wasser und Kanalisation) bereitzustellen. Für den Anschluss an das öffentliche Stromnetz wird die Gemeinde den durch das Projektbudget nicht gedeckten Teil der Kosten für eine Trafostation übernehmen.

Nach Abschluss der Massnahme werden die Gebäude in Berane an Kolo Srpskih Sestara und in Kolasin an die Gemeindeverwaltung übergeben. Diese verpflichten sich, die Gebäude nicht zu privatisieren und den von HELP ausgesuchten Bewohnern der Neubauwohnungen ein mindestens 15-jähriges Wohnrecht zuzusichern. Es besteht bei allen Beteiligten Einverständnis darüber, dass bei Freiwerden einer Wohnung (durch Versterben oder Wegzug) in den von HELP erstellten Gebäuden wiederum bedürftige Menschen in diese einziehen werden. Dies wird ebenfalls Bestandteil der Projektvereinbaurngen mit den beteiligten Gemeinden sein.

Einkommensschaffende Massnahmen

In Abstimmung mit Kolo Srpskih Sestara in Berane, der Gemeindeverwaltung in Kolasin sowie den Bewohnern der Gebäude werden einkommensschaffende Massnahmen entwickelt, deren Erlöse den Bewohnern zugute kommen beziehungsweise zum Unterhalt der Gebäude verwendet werden. In Kolasin sind unter den Begünstigten auch Menschen in arbeitsfähigem Alter; wir werden mit diesen erörtern, ob für diese individuelle Massnahmen identifiziert werden können. Die begünstigten einheimischen Familien sollen nach Möglichkeit ebenfalls in diese Projektkomponente miteinbezogen werden.

Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen

Sämtliche Projekte von HELP, die die Unterstützung von Flüchtlingen und Vertriebenen
zum Ziel haben, werden in enger Abstimmung mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) wie auch dem montenegrinsischen Kommissariat für Flüchtlinge und Vertriebene durchgeführt. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass diejenigen in den Genuss der Hilfsmassnahmen gelangen können, die darauf am stärksten angewiesen sind.

Die Baumassnahmen in Kolasin und Berane werden auch finanziell vom UNHCR unterstützt. So konnte die Ausarbeitung der Baupläne, die von hiesigen Architekturbüros durchgeführt werden müssen, durch einen Beitrag des UNHCR in Höhe von € 11.375
finanziert werden.

English Crnogorski